Geschichte der St. Jakobuskirche und des Franziskanerklosters in Kamnik

Die St. Jakobuskirche bzw. -kapelle in Kamnik wurde quellenmäßig zum ersten Mal nach 1423 erwähnt. Kaiser Friedrich III. erlaubte 1492, dass neben der Kirche ein Kloster der Franziskaner-Observanten gegründet und erbaut wurde. Die Wohltäter des Klosters waren zunächst die Grafen von Thurn, die auf Stari grad (Altes Schloss) wohnten und im Presbyterium der Kirche begraben wurden. 1538 löste der Kaiser das Kloster auf, da ihm die lutherischen Stadtbürger nicht mehr wohlgesinnt waren und es auch bei der Bauernbevölkerung nicht beliebt war, weil die Ordensbrüder kein Slowenisch sprachen. Fast 100 Jahre später wurde das Kloster vom Kaiser wieder ins Leben gerufen. Das Kloster und die Kirche waren in einem sehr schlechten Zustand und mussten renoviert werden. Am 13. April 1695 beauftragte Jakob Schell Edler von Schellenburg, ein Wohltäter aus Ljubljana, den Bau einer neuen Kirche und eines neuen Klosters, der Bau wurde 1703 abgeschlossen.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war im Kloster die franziskanische Holzschnitzer-Werkstatt tätig. Auch bedeutende Maler (Metzinger, Cebej ...) arbeiteten für das Kloster und die Kirche. Deren Arbeiten sind heute in der Galerie im Klostergang ausgestellt.

Die Franziskaner hatten im Kloster eine Tuchweberei, worin Ordenshabite für die ganze Provinz hergestellt wurden, außerdem gab es auch eine Bäckerei, wo die Armen Brot bekommen konnten. Die Franziskaner von Kamnik sind auch für ihr Wirken im Schulwesen bekannt. Im Klosterrahmen gab es zunächst eine Knabenschule, Franziskaner unterrichteten in der Hauptschule und bis zum Ersten Weltkrieg gab es auch ein Franziskanergymnasium.

Im Zweiten Weltkrieg mussten die Franziskaner aus dem Kloster ausziehen, da es von der Gestapo besetzt wurde, die darin ihr Gefängnis und Kanzleien einrichtete.

Nach dem Krieg wurde das Gebäude von der kommunistischen Obrigkeit besetzt, die darin Familien ansiedelte und den Franziskanern nur einige Zimmer überließ.

Erst 1991 zogen die letzten Familien aus und das Kloster ging wieder in den Besitz der Franziskaner über. Es begann eine gründliche und ganzheitliche Renovierung des Klosters, für dessen Instandhaltung seit der Besetzung durch die Gestapo eigentlich nichts mehr getan worden ist.

 

Klosterbibliothek

 

Schon 1492 brachten die Franziskaner die ersten Bücher mit, nach der Wiederaufnahme des Klosterlebens in 1627 begannen sie Bücher auf eine systematischere Weise zu sammeln. Die Bibliothek umfasst 10000 Bände. Ihr musealischer Teil, der mit dem Jahr 1799 abschließt, ist nach dem Katalog aus dem Jahr 1760 geordnet. Die Bibliothek

wurde von Prof. Jaro Dolar fachlich geordnet. Der kulturgeschichtlich wertvollste Teil des Bibliothekbestands sind Inkunabeln, d.h. Bücher aus dem Jahrhundert der Erfindung der Buchdruckerkunst (15. Jh.).

In der Bibliothek befindet sich eine slowenische Pentateuchübersetzung (Pentateuch = die fünf Bücher Mose im Alten Testament) aus 1578, das Werk des ersten slowenischen Bibelübersetzers, des Protestanten Jurij Dalmatin.

Sie scheint eine Probearbeit für die Übersetzung der ganzen Bibel gewesen zu sein, die von Dalmatin in 1584 in Wittenberg veröffentlicht wurde. Die Besonderheit des Bibelexemplars, das sich in der Bibliothek in Kamnik befindet, ist das Vorwort von Dalmatin, das in der Zeit der Gegenreformation aus den meisten Bibeln herausgerissen werden musste, weil man sonst das Buch nicht hätte lesen dürfen.

In der Bibliothek befindet sich auch ein Teil des Nachlasses des Sprachwissenschaftlers Franziskaners P. Stanislav Škrabec. Neben Büchern mit religösem Inhalt gibt es in der Bibliothek Bücher aus vielen anderen Wissensgebieten, die in Kamnik lebende Franziskaner interessierten, wie Heimatkunde, Geschichte, Medizin, Alchimie, Geographie usw.

Heilig-Grab-Kapelle

 

Die Kapelle ist ein Werk des bedeutenden slowenischen Architekten Jožef Pleènik (18721957), der in den letzten Jahren seines Lebens viel in Kamnik und seiner Umgebung arbeitete. Die Pläne für die Kapelle machte er 1952 und zwei Jahre später wurde sie fertiggestellt.

Sie ist voll von Symbolik. So ist die Grundidee ein Zelt, worauf die Decke mit einer Bordüre in der Form einer Naht, die eine typische Textilverzierung ist, hindeutet.

Die Decke ist mit der Weinrebe, einem Christussymbol, verziert, die mit dem letzten Wort Jesu am Kreuz, DOPOLNJENO

(VOLLBRACHT), abschließt. Die Lichter an den Wänden stellen Sterne dar. Das Tabernakel ist aus einem Stück Stein und stellt das Felsengrab Christi dar, dahinter steht eine große Sonne, die bereits die Morgenröte des »drittenTages« (Auferstehung) ankündet.